von Kate Lavender

So endlich ist es soweit! Hier ist unser Reisebericht der Verteilung von „Liebe im Karton“.

Wir möchten uns recht herzlich entschuldigen, dass wir uns erst so spät zu Wort melden, allerdings war der Einsatz kein Kinderspiel, sondern neben allen schönen Erlebnissen auch ganz schön kräfteraubend! Zuhause mussten wir erst mal wieder Energie tanken und die ganzen Ereignisse und Bilder im Kopf sortieren, bevor wir uns an einen ausführlichen Bericht machen konnten. Wir hoffen auf Euer Verständnis!

An erster Stelle möchten wir uns nochmal bei all unseren Unterstützern – in Deutschland und vor Ort in Griechenland – bedanken, die dieses symbolische Zeichen – genauer gesagt 6.500(!) Zeichen – mit ermöglicht haben. Dank Euch konnten wir viele Kinderherzen höher schlagen lassen! Wir bedanken uns außerdem für Euer Vertrauen und stetigen Rückhalt, die uns sehr viel bedeuten!

Und hier nun der Reisebericht für alle Neugierigen:

Nachdem sich das gesamte Verteilungsteam über mehr oder weniger große Umwege in Thessaloniki eingefunden hatte, ging es erst einmal daran, vor Ort alles zu arrangieren. Das bedeutet, es mussten in den ersten Tagen Kontakte geknüpft, sich im Lagerhaus von schwizerchrüz.ch Michael Räber organisiert und erste Aufträge entgegengenommen werden. Da wir in den ersten Tagen noch keinen Zutritt zu den Camps hatten, starteten wir mit Verteilungen in umliegenden Hotels. Zum Winter hin wurden viele Familien, vor allem mit kleinen Kindern, in leer stehende Hotels umgesiedelt, um ihnen den Winter in Zelten in den Lagerhauscamps zu ersparen. Die Verteilungen in den Hotels liefen meistens ziemlich stressfrei und geregelt ab, da wir vor Ort oftmals mehrere Ansprechpartner und Listen mit den Namen und dem Alter der Kinder hatten. Mithilfe der Listen konnten wir dann jedes Kind einzeln abhaken, wenn es seine Geschenkbox bekommen hatte.

Als wir dann Dank Dorothee Vakalis von der Organisation NAOMI, die für uns den Kontakt zum Ministry of Migration hergestellt hat,  die Zutrittserlaubnis zu den Camps bekamen, sah unser Tagesablauf oftmals so aus:

Morgendliche Besprechung beim gemeinsamen Frühstück in der Wohnung, Aufbruch ins Lagerhaus nach Sindos, um dort die Pakete für den Auftrag des Tages vorzubereiten und in die Busse zu laden. (Wenn wir Glück hatten, haben wir von den Campleitungen oder den Kontaktpersonen anderer NGOs, zu denen wir teilweise schon von Deutschland aus Kontakt aufgebaut hatten, relativ aktuelle Zahlen über die Anzahl der Kinder mit Alter und Geschlecht bekommen und haben dann dementsprechend die passenden Boxen zusammengesucht. Da die Zahlen jedoch nie wirklich ganz gestimmt haben, wurde immer etwas mehr Puffer eingepackt, um alle Kinder erfreuen zu können.)  Je nach Campgröße sind wir dann gemeinsam in ein Camp oder Hotel gefahren oder haben uns aufgeteilt und kleinere Camps/Hotels in zwei Teams angesteuert. Wenn die Entfernungen nicht zu groß waren, konnten am selben Tag manchmal zwei Camps pro Team beliefert werden. Nach den Verteilungen ging es ging zurück ins Lagerhaus, wo wir die übrig gebliebenen Boxen ausgeladen haben. Wenn es dann noch nicht zu spät oder auch zu dunkel war –  es gab nicht wirklich Licht im Lagerhaus –  dann haben wir am Abend oftmals schon für den nächsten Tag die Boxen vorsortiert. Beim Abendessen oder danach wurden dann der oder die nächsten Tage geplant. Nele und Tobias waren nicht nur während des Tagesgeschäfts, sondern rund um die Uhr am Telefon oder am Laptop, um die Aufträge zu koordinieren und zu organisieren. Alles in allem konnte so ein Arbeitstag dann schon mal von 9 – 22 Uhr gehen und wir fielen abends immer alle erschöpft ins Bett.

Unsere ersten Ausgaben in umliegenden Camps fanden in Sindos direkt – gegenüber unseres Lagerhauses – und in Kalochori statt. Diese Camps bestehen aus leer stehenden Fabrikhallen, in denen die Menschen in Zelten untergebracht sind. Die Bedingungen dort sind mehr als hart, da es außer dem Nötigsten dort keinerlei Beschäftigungsmöglichkeiten – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen – gibt und diese Hallen oft im Nirgendwo im Industriegebiet stehen, wo es weit und breit keine Möglichkeiten gibt, in den Supermarkt, in die Stadt oder sonst wohin zu fahren.

Umso mehr haben sich die Kinder und auch die Eltern in diesen Camps über unseren Besuch und die Boxen gefreut.

Unseren Silvesterabend konnten wir auf eine Einladung von Daniela Villeneuve von der Refugees Foundation e.V., Support for Refugees on the Run im Camp in Veria verbringen. Dort waren wir nach der Verteilung der Boxen zum gemeinschaftlichen Abendessen und Lagerfeuer eingeladen. Die Stimmung an dem Abend war sehr schön und ausgelassen, es wurde gegessen, zu arabischer Musik getanzt und sich am Feuer gewärmt. Da es am nächsten Tag jedoch weiter ging, sind wir schon vor 12 wieder nach Thessaloniki gefahren und haben in Bahaa‘s Geburtstag und Silvester gemütlich zuhause hinein gefeiert.

In den nächsten Tagen sind wir in mehrere Appartementhotels, die uns eine unserer Kontaktpersonen, John Kranert, vermittelt hat und in das Lagerhallencamp Frakapor gefahren. Außerdem waren wir in der Romasiedlung Aghia Sophia in Thessaloniki und in den etwas größeren und weiter außerhalb liegenden Camps Nea Kavala, Lagkadikia und Vrasna.

Nach und nach konnte man auch bei uns die Erschöpfung der anstrengenden Tage spüren und durch die Kälte und das ständige draußen sein stellten sich erste Krankheits- und Erschöpfungssymptome bei dem ein oder anderen ein. Da wir allerdings einen straffen Zeitplan vor uns hatten, war ein freier Tag leider einfach nicht drin. Kleine Durchhänger wurden jedoch durch den Zusammenhalt, gute Laune und die Kraft des gesamten Teams immer wieder wett gemacht!

Die Ankunft des zweiten LKWs mit den noch fehlenden Boxen war zusätzlich ein großes Ereignis. Vera und Tobias haben im Voraus ihre Kontakte spielen lassen und so wurde beschlossen, dass nur ein Teil der Geschenkboxen bei uns in Sindos ausgeladen wurde und der Rest nach Athen in das Lagerhaus von Negia Milian und Team ging. Nach fast zwei Wochen und den noch ausstehenden Locations, war uns nämlich klar, dass wir mehr Boxen, als nötig haben würden und haben uns deshalb dazu entschieden, den Kindern in Athen ebenfalls eine Freude zu machen. Unsere Kontakte in Athen hatten uns zugesichert, sich nicht nur um die Annahme und Lagerung der Boxen, sondern auch um die Verteilungen in Athen und Umgebung zu kümmern, womit uns eine große Last abgenommen wurde! Auch an dieser Stelle noch einmal ein riesiges Dankeschön!

In den letzten Tagen haben wir Camps und Hotels, die weiter außerhalb waren (zum Beispiel Trikala, Volvi, Ioannina und Filippiada) besucht, wo wir überall mit offenen Armen empfangen und bei der Vergabe der Boxen unterstützt wurden.

Nachdem Nele, Julia, Sarah und Christian schon am 09. Januar die Rückreise antreten mussten – Katrin (Kate) war bereits am 07. Januar im Camp in Filippiada geblieben -, haben Bahaa, Hussein und Tobias das Projekt abgeschlossen, die letzten Verteilungen in die Hand genommen und unseren Platz im Lagerhaus leer und ordentlich hinterlassen.

Alles in Allem sind seit dem 14. Januar alle Teammitglieder erschöpft, aber heile wieder in Deutschland angekommen und dankbar für die gemeinsame Zeit, die vielen Erlebnisse und die ganzen Wegbegleiter in Deutschland und Griechenland.